Bereits eine Woche nach unserem Vereinstrainingslager wurde es für Miriam wieder ernst und sie konnte unter Beweis stellen, ob die Trainingsqualen es wert waren. Ein Erlebnisbericht von Miriam:
Am 5. Mai fand in Pontevedra in Nordspanien die Weltmeisterschaft der ITU (das ist die internationale Triathlonorganisation über die z. B. auch die nationalen Ligen, Meisterschaften und Olympiakader laufen) über die Langdistanz statt. Die Distanzen sind nicht unbedingt die gleichen wie beim Ironman oder den Challenges. In diesem Fall standen 3.000 m Schwimmen, 113 km Rad und 30 km Laufen auf dem Plan.
Nach einer sehr guten Vorbereitung ohne Verletzungen oder Krankheiten ging ich optimistisch an den Start, war aber doch überrascht wie groß das Teilnehmerfeld nicht nur aus Europa, sondern besonders aus den USA und Japan war. Das Schwimmen fand in einer Flussmündung statt, die 3 Runden Radstrecke hatten einige Höhenmeter, waren aber nicht technisch schwierig. Gut für mich als eher vorsichtige Abfahrerin. Trotzdem hatte ich mich für mein Rennrad mit Aufliegern anstatt dem TT entschieden, im Nachhinein daher vielleicht nicht so klug. Der Laufkurs ging über 4 Runden teils am Flussufer entlang, teils führte er durch die Altstadt von Pontevedra mit einem fiesen Anstieg. Am Tag des Wettkampfes wurde dann auf Grund der Wassertemperatur von 14,1 °C das Schwimmen auf 1.500 m verkürzt. Um 9:30 war der Start für meine Altersgruppe. Ins Wasser rein, so schlimm fand ich die Temperatur nicht, aber schon auf dem Weg zur Startlinie wurde mir ein ganz anderes Problem klar. Im Gegensatz zu den Probeschwimmen an den Tagen zuvor hatten wir ablaufendes Wasser mit einer wirklich starken Strömung, die mich und sicher auch andere völlig überraschte. Es galt sich ungefähr 800 m gegen die Strömung zu kämpfen und dann 600 m zurück mit „Rückenwind“. Nach einer Ewigkeit an den Wendebojen angekommen, sah ich einige Athleten-innen sich an den Bojen festklammern oder an den Rettungskajaks, das hatte ich so noch nie gesehen. Im Nachhinein hab ich erfahren, dass fast ein Drittel aus meiner AK während oder direkt nach dem Schwimmen ausgeschieden sind. Das war wirklich hart. Zurück ging dann zwar etwas schneller, trotzdem war ich beim Ausstieg total frustriert.
Im Wechselzelt waren dann zwar noch überraschend viele Frauen, auch Fahrräder in meinem Altersgruppensegment, aber mir war klar das da schon einige weit voraus waren. Auf der Radstrecke musste ich jetzt wirklich Gas geben und aufholen. Zum Glück waren die Startnummern fortlaufend nach den Altersklassen vergeben, zusätzlich sollte jeder die Altersklasse auf der Wade haben. Ich konnte also sehen wen ich überholte. Was ich aber nicht sehen konnte war wie viele noch vor mir waren. Die Strecke ging lange hoch, der Mittelteil war wellig, dann eine Abfahrt, dann den Weg wieder zurück. Ich sammelte gut ein, merkte aber auch, das ich gegen einige Fahrerinnen bergab ins Hintertreffen geriet. Zum Teil lag es an meiner Übersetzung, auch an dem Rad, aber auch daran, das sich besonders die Engländerinnen völlig schmerzbefreit im Auflieger die steilsten Rampen bei egal welchem Wind hinunterstürzen. Außerdem gab es Unmengen an Kampfrichtern die uns sogar an den Anstiegen auseinander pfiffen, gerade auf den ersten beiden Runden musste man sehr auf die Abstände achten und es war nicht immer einfach zu überholen.
Trotzdem war es ein tolles Radrennen. Ich fühlte mich gut, die Ernährung klappte und ich hatte keine Panne (im Gegensatz zu vielen anderen!). Mir war schon klar das ich mich auf dem Rad vielleicht ein bisschen übernahm, aber ich wusste wie gut die Engländerinnen auf dem Rad sind und konnte mir auf keinen Fall noch mehr Rückstand leisten. Der zweite Wechsel verlief reibungslos und superschnell. Ich hatte nach wie vor keine Ahnung wo ich lag, wollte es im Moment auch gar nicht wissen. Mein Ziel war auf dem ebenen Teil eine Pace so um die 5 min/km zu halten. Meine Beine waren allerdings doch schon deutlich schwer und die Temperatur um die 24°C machte mir auch Sorgen. Ich bin keine gute Hitzeläuferin. Und ja, es war heiß, aber zum Glück gab es reichlich Verpflegungsstellen mit Wasser in Plastikflaschen. Nicht gerade nachhaltig, aber zum Kühlen perfekt. Die erste Runde ging dann auch mit unter 5 min weg aber danach wurde es zäh. Trotzdem überholte ich kontinuierlich. Alle möglichen Frauen und Männer, aber wo waren die F50?
Das Publikum besonders in der Altstadt war einfach toll. Man wurde die Anstiege förmlich hoch gebrüllt und geklatscht. Besonders natürlich die Spanier, aber auch wir Frauen wurden immer gesondert angefeuert. Eine Wahnsinns Atmosphäre. Auf der letzten Runde hatte ich an den Wendepunkten keine Frau in meiner AK mehr in Reichweite und die nächste Altersgenossin lag ungefähr 2 min zurück. Die würde mich nicht mehr kriegen. Also einfach weiter laufen, nicht gehen und ins Ziel kommen. Das letzte Stück dann in Richtung Stadium einfach großartig. Mit einem Grinsen im Gesicht in die Runde, dann das Ziel. Ich war so froh, in dem Moment war mir alles egal, alle Akkus waren leer. Nur nicht mehr bewegen, etwas trinken, und meinen Freund Jan finden. Erst nach einiger Zeit bin ich überhaupt auf die Idee gekommen nach meiner Platzierung zu fragen. Laut Liste im Internet Platz 3, ich konnte es kaum glauben. Jan behauptete steif und fest ich wäre als Altersklassen-Dritte beim Zieleinlauf angekündigt worden – ich habe davon nichts mitbekommen 😀 Die Siegerehrung dann Abends mit massenhaft Publikum. Anscheinend war die halbe Stadt dort, die Unterstützung durch die Einwohner war einfach überwältigend. Eine tolle Belohnung für so viel Arbeit! Am Ende bin ich erst als 14. aus dem Wasser gekommen (ups), habe auf dem Rad auf den dritten Platz aufgeholt (!) und dann mit der zweitschnellsten Laufzeit zwar noch etwas weiter aufgeholt bin aber auf dem dritten Platz geblieben. Das erklärt natürlich warum ich keine F50 beim Laufen überholt habe. Und natürlich waren wie vermutet zwei Engländerinnen vor mir 😉 Fast ein Drittel aus meiner AK sind während oder direkt nach dem Schwimmen ausgeschieden. Das war wirklich hart. Insgesamt ein großartiger Wettkampf mit tollen Strecken, super Organisation und begeistertem Publikum!
Herzlichen Glückwunsch, liebe Miriam und Danke, dass Du unseren Verein so großartig auf der internationalen Bühne repräsentierst. Nadja