Da die neue Saison noch sehr, sehr lange hin ist und wir uns das nasskalte Hamburgwetter etwas versüßen wollen, haben wir einen besonderen Rückblick vorbereitet. Jenny berichtet uns von ihrer hochsommerlichen Reise zum Ironman Nizza.
Ein Bericht von Jenny:
Irgendwann 2017 kam bei unserem wöchentlichen Dienstags-Lauftraining die Idee auf, beim Ironman in Nizza anzutreten. Der Ironman France gilt als einer der anspruchsvollsten in Europa. Schwimmen im Mittelmeer, radeln auf kurvenreichem Kurs mit einem anspruchsvollen Höhenprofil von 2300 Höhenmetern. Der anschließende Marathon ist zwar komplett flach, aber in der Regel bei sehr heißen Temperaturen mitten im Sommer zu laufen und führt in vier Runden ausschließlich an der Strandpromenade entlang.
Unsere Gruppe war bunt gemischt, vom Rookie bis zum „Wiederholungstäter“ war alles dabei und mit vier Männern und einer Frau starteten wir in den Süden. Unsere Vision: zielstrebig mit Humor und Leichtigkeit das gemeinsame und trotzdem individuell gesteckte Ziel anzugehen. So wollten wir beispielsweise vor dem Zielschluss von 16 Stunden ankommen, unter 12 Stunden finishen oder einfach Spaß haben.
Zur Vorbereitung gönnten wir uns zwei Kurztrainingslager zu Ostern und Pfingsten vor Ort. Christian, unser „Local“, sorgte für ein traumhaftes Quartier mit beispielhafter Gastfreundschaft. Dank seines längeren Privataufenthaltes vorab konnte er uns mit dem Rad in alle Richtungen führen, ob über Monaco nach Italien oder nach Antibes.
Diese Touren sowie das Abfahren von Teilstrecken und einmal der Gesamtstrecke erwiesen sich rückblickend für die Streckenkenntnis und ein paar absolvierte Höhenmeter gerade für uns Flachländer als extrem hilfreich. Für die Tage vor dem Wettkampf waren wir uns schnell einig: sieben Tage vor Ort zum Akklimatisieren und Genießen sollten es schon werden. Auch Thorsten, unser Coach, Trainer und Mitstreiter, glänzte mit hervorragenden Ortskenntnissen, mit deren Hilfe er auch unser ausgezeichnetes/erstklassiges Quartier gefunden hatte. „Maître Martin“ zauberte aus dem Stegreif leckeres Essen, ich sorgte für Ordnung und saubere Wäsche und Michi für die Orga vom Einkauf bis zum Taxi-Ordern.
In den Tagen vor dem Wettkampf ist tapern und checken des Equipments angesagt und natürlich Beine hochlegen beim Schauen der Fußball WM. Immer wieder besprechen wir die Schwimmstrecke. Was soll in welchen Beutel? Ist wirklich alles drin? Wer hat noch eine gute Idee? An die Beutel kommen wir schließlich nach Abgabe am Samstag nicht mehr. Die Aufregung macht sich so langsam bemerkbar.Auf unseren Smartphones meist angetippt: diverse Wetterapps. Ausgerechnet am Wettkampftag sollte es in Nizza bzw. den umliegenden Bergen regnen. Egal wie oft wir nachschauten, die Prognose blieb. Jetzt wurde es uns wirklich mulmig. Wir wünschten uns wenigstens trocken durch die Berge zu kommen, auf der Laufstrecke durfte es dann ruhig regnen. Um es vorwegzunehmen, unser Wunsch sollte in Erfüllung gehen!
Endlich war er da, der Wettkampftag. Die Ersten waren bereits um 3:15 Uhr wach. Pünktlich um 4:40 Uhr gingen wir los, um 6:30 Uhr fiel der Startschuss. Beim Schwimmen blinzelte die Sonne aus der leichten Bewölkung hervor. Wer übrigens meint die die Wechselzone in Hamburg sei lang, dem sei gesagt, dass Nizza da auch ganz gut mithalten kann. Aber jetzt hieß es Augen zu und durch und vor allem ab aufs Rad, konzentriert bleiben und die Kräfte auf der anspruchsvollen Strecke gut einteilen. Ich ging also konzentriert in die Abfahrten und freute mich, wenn mal wieder einer meiner Mitfahrer ehrlich und herzlich auf dem Weg bergauf grüßte. Ich spürte „Pippi“ hinter der Radbrille, weil ich mich freute, es überhaupt bis hierher geschafft zu haben und mitfahren zu dürfen. Ich genoss die Ruhe und die Landschaft und dass das Wetter nicht nur trocken blieb, sondern sogar sonnig wurde.
Die drei Bänder, die im Französischen phantastisch klingenden ‚chouchous‘, wollte jeder von uns — unbedingt. Nur Thorsten lief die ersten zwei der vier Runden in der erwarteten Hitze. Für uns vier wurde es schon nach der ersten Runde kalt und regnerisch. Für die einen die pure Erleichterung, für die anderen eine echte Herausforderung in der plötzlichen Kälte und Nässe zu laufen und durchzuhalten. Auch von den Zuschauern, hielten es natürlich nur die härtesten an der Strecke aus. Also hieß es sich selbst gut zureden, mit den anderen mitlaufen, sich mitziehen lassen, Pausen an den Verpflegungsstationen genießen und sich auf den Zieleinlauf freuen, endlich statt den linken Weg für ein weiteres Chouchous, den rechten für den Zieleinlauf nehmen zu dürfen. Welch eine Vorstellung!
Alle erliefen sich ihre Chouchous und alle durften rechts einlaufen und das erstaunlich dicht nacheinander. So war im Ziel viel Raum für gemeinsame Emotionen und das Teilen der Erlebnisse: Die Abenteuer auf der Schwimmstrecke, die Radzeiten, die einen selbst und die Anderen erstaunten und nicht zu vergessen die Laufzeiten, die einen glücklich machten und sogar auf den letzten Kilometern noch steigerungsfähig waren.
Wir sind uns einig, das war ein bombastisches Rennen, mit einer super Orga für die rund 2400 Teilnehmer. Und das Beste: wir sind alle gesund, ohne Verletzungen und Pannen, dabei sehr stolz und glücklich wieder nach Hause zurückgekehrt!