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Ironman 70.3 World Championship 2018

Um euch die restlichen nasskalten Tages des Jahres zu versüßen, haben wir einen Wettkampfbericht von Oliver Obenaus von der WC 2018 in Südafrika für euch aufgehoben. Viel Spass beim Lesen:

Ein erfolgreiches Rennen beim Ironman 70.3 in Helsingør im Juni und der einhergehende Quali-Slot verschafften mir eine Teilnahme an der diesjährigen WM des Ironman 70.3 Formats. Da der Austragungsort des kleinen Hawaii-Bruders jährlich den Kontinent wechselt, führte der Weg dieses Jahr nach Port Elizabeth in Südafrika. Anfängliche Sorgen über die lange Anreise und Zweifel bezüglich der Bedingungen in Afrika, stellten sich bald als unbegründet heraus. Zwar steckten der lange Flug und das kühlere Klima kurze Zeit in den Knochen, doch aufgrund derselben Zeitzone wie Mitteleuropa, war die Akklimatisierung nach gut 24 Stunden abgeschlossen. Gepäck und Fahrrad kamen unerwartet pünktlich und ohne extra Aufwand in Port Elizabeth an. Durch die frühe Anreise nutzte ich die freie Woche vor dem Wettkampf für Streckenbesichtigungen, Einlaufen, Beine lockern, Warmschwimmen und der Hingabe an die südafrikanische Küche. Das Schwimmen im 50m Pool des Nelson Mandela Hallenbades stellte mich erstmals vor das Hindernis des Linksverkehrs, denn dort wurde im Uhrzeigersinn geschwommen, jedoch höchst diszipliniert und rücksichtsvoll.

Nach einer imposanten Nationenparade, bei der 127 Nationen mit großen und kleinen Abordnungen offiziell einmarschierten, fand der Wettkampf am ersten Septemberwochenende (01./02.09.) statt. Aufgeteilt über beide Tage starteten samstags die weiblichen Athletinnen, bevor am Sonntag alle Männer die 113 Kilometer in Angriff nahmen.

Unter guten Bedingungen rechnete ich zum Abschluss dieser durchwachsenen Saison mit einem Swim sub 30min, einer Radzeit unter 2hr 30min und –in Anbetracht meines vorangegangenen Muskelfaserrisses- mit einer Halbmarathonzeit von 1hr 38min, bei einem Schnitt von 4:40min/km. Inklusive langer Wechselzonen setzte ich mir somit eine Zielzeit von unter 4:40:00.

Idealbedingungen gab es leider nicht, es wirkte eher so als ob die Damen das ganze gute Wetter aufgebraucht hätten, denn nach blauem Himmel, Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen am Samstag, schien Thor das Wetter für die männlichen Athleten auszurichten. Dicke Wolken, Schauer, kühle Temperaturen, Wind und Wellen machten vielen der Teilnehmer am Sonntag zu schaffen. Die erste Besonderheit dieses Wettkampfs gab es bei den Dixi-Klos in der Wechselzone, wo freiwillige Helfer nach jedem Nutzer die Plastikhütten mit einen Frischespritz versahen und sicherstellten, dass alle Projektutensilien in ausreichender Menge vorhanden waren.

Der Start der Profis am Kings Beach erfolgte morgens um 7:38, bevor die Rollingstarts der blockweise-startenden Altersklassen begann. Just als Jan Frodeno, Alistair Brownlee und Javier Gomez aus dem Wasser liefen, begann der Start meiner AK, mit über 400 Teilnehmern die Größte im WM-Feld. Etwas weiter hinten aufgestellt stürzte ich mich um 8:07 in die Fluten und machte mich zügig daran einen Rhythmus zu finden. Die Schwimmstrecke war denkbar einfach: 800m Richtung offenes Meer, 90° Kurve und nach 300m ein zweites Abbiegen wieder zurück Richtung Landausstieg. In Strandnähe bescherten mir die Wellen Orientierungslosigkeit und zwangen mich vermehrt die Bojen anzuvisieren. Ein mulmiges Gefühl machte sich bereit als ich beim engen Umschwimmen der 800m Markierung zwei Taucher mit Harpunen unter der Boje entdeckte, die sich zur präventiven Haiabwehr dort positionierten (wie sich herausstellte waren auch unter den restlichen Bojen Taucher). Ein angenehmer Wasserschatten ab 1200m sparte mir etwas Kraft und als meine Uhr beim Ausstieg eine 29er Zeit anzeigte, wusste ich, dass ich noch gut im Plan war. Der Lauf zur Wechselzone hatte die zweite Besonderheit parat: Wetsuit-Stripper, die beim Ausstieg aus dem Neoprenanzug halfen. Aus Krampfangst nahm ich deren Hilfe nicht in Anspruch und sprintete an den verständnislosen Gesichtern vorbei Richtung Wechselbeutel und Fahrrad.

Die 90km begannen mit einem saftigen Anstieg über die ersten 12km, das folgende Flachstück ließ sich trotz Gegenwinds und kleinerer Schauer sehr gut fahren. Eine atemberaubende Aussicht auf der Küstenstraße entbehrte für den rauen Asphalt der uns ordentlich durchschüttelte. Abfahrten auf nasser Straße und drei weitere Anstiege vor und nach dem Wendepunkt wollte ich wohl etwas zu ambitioniert bewältigen, denn auf der unrhythmischen Rückfahrt Richtung Wechselzone musste ich immer mehr Kontrahenten an mir vorbeiziehen lassen und mir fehlte schlicht die Kraft um deren hohes Tempo mitzugehen. Nach einem Radsplit von 2hr 33min erreichte ich die Wechselzone am Hobie Beach wissend, dass ich hinter meinen Erwartungen zurück lag.

Hoch motiviert, voller Elan und viel zu schnell nahm ich die Laufstrecke in Angriff. Der Zweirundenkurs war überwiegend flach und bot nur an den vier Wendepunkten jeweils kurze Anstiege an. Ich versuchte mein Anfangstempo zu drosseln um nicht alle Körner auf den ersten Kilometern zu verschießen. Erst ab 15km beendete ich das Dosieren und holte aus meinen Beinen noch einmal alles raus, was sie hergaben. Der Laufkurs und die kühlen Temperaturen waren prädestiniert für schnelle Laufzeiten, und auch wenn ich die 1hr 06min von Frodo an diesem Tag nicht knacken sollte, peitschten mich die Damen vom TTH (Danke Steffie Gastl und Nadja Obenaus für das tolle Anfeuern) zu einer absolut zufriedenstellenden 1:30er Laufzeit.

Mit einer Gesamtzeit von 4:39:44 hatte ich mein Ziel somit knapp aber erfolgreich erfüllt.

Die Organisation des Wettkampfes war wirklich top; das Publikum absolut motivierend, hilfreich und unterstützend; die freiwilligen Helfer waren mit die Engagiertesten, die ich jemals erleben durfte und die Strecken entsprachen absolut unserem europäischen Standard. Der Wettkampf ist wirklich empfehlenswert und sollte sich für Euch die Gelegenheit ergeben daran teilzunehmen, solltet Ihr die Möglichkeit nicht auslassen.

 

 

 

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